Drei Klassen der Wilhelm-Schickard-Schule, die 11/3 und 12/3 des beruflichen Gymnasiums sowie die 1BK2W1 des Berufskollegs, besuchten am 21. Februar die Sitzung des Kreistags im Tübinger Landratsamts. Im Rahmen des Jahresprojekts der Schule „Demokratie stärken“ bekamen sie in der dreistündigen Sitzung des Sozial- und Kulturausschusses einen Eindruck von kommunaler Politik und davon, wie die einzelnen Mitglieder des Kreistags, die Interessen ihres Wahlkreises und ihrer Fraktion vertreten. Mit einer ausführlichen Tischvorlage zu allen Punkten der Agenda schon Tage vorher ausgestattet, starteten die 51 anwesenden Kreistägler und das neunköpfige Gremium des Landratsamts in die Sitzung. Die Einwände, Anmerkungen und Fragen aus den verschiedenen Fraktionen zu einzelnen Tagesordnungspunkten waren vorbereitet und wurden behandelt. Erster Punkt auf der Agenda waren die anstehenden Erweiterungen, Umbauten und Sanierungen der landkreiseigenen Schulen und so in erster Linie das große Neubauprojekt für die beruflichen Schulen im Feuerhägle. Zu einem weiteren Tagesordnungspunkt stellte der Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, Archiv und Kultur des Landratsamts Prof. Wolfgang Sannwald zwei Projekte des Landkreises vor: die tünews INTERNATIONAL, ein integratives Medienprojekt mit geflüchteten Redakteuren aus Syrien und Afghanistan, und die Ausbildung von Jugendguides zum Erhalt der Erinnerungskultur in Deutschland.
Im Anschluss an die Besprechung gab es für die Schülerinnen und Schüler im Foyer des Landratsamts die Gelegenheit bei einer Art Speed-Dating die Vertreter der verschiedenen Fraktionen zu treffen und ihnen Fragen zu ihrer Arbeit und ihrem Amt als Kreistagsmitglied zu stellen. Dabei entstanden intensivere Gespräche, durch die sich bei den Schülerinnen und Schülern ein deutlicheres Bild über die Arbeit der kommunalen Vertreter abzeichnete. Drei interessierte Schüler aus dem Berufskolleg, Martin Storch, Marco Poos und Gresian Shaqiri, erfuhren von Dr. Emanuel Peter von der Fraktion „Die Linke“, wie er zum politischen Engagement kam: „Kinderarmut in einem der reichsten Länder der Welt“, habe ihn zum Handeln gezwungen und so habe er „Die Linke“ 1989 im Landkreis Tübingen mit aufgebaut. „Wir fordern gebührenfreie Kitas und kostenlose Beförderung der Schüler durch den ÖPNV“, ergänzte Margrit Paal, ebenfalls „Die Linke“. Ob sie sich für den Bau preiswerter Mietwohnungen einsetzen würden, fragte Gresian Shaqiri ganz konkret und erhielt die Antwort von Dr. Peter, der von kommunal gefördertem sozialem Wohnungsbau in Rottenburg berichtete.
Mit Freiherr Max-Richard von Rassler von der FDP unterhielt sich Sebastian Huber aus der WGI 11/3. Der Hotelier Freiherr von Rassler lobt die duale Ausbildung, um die andere europäische Länder Deutschland beneiden würden. Er selbst bilde in seinem Betrieb seit vielen Jahren junge Menschen für unterschiedliche Berufe aus. Nikolai Hermann fragte bei Bündnis 90/ Die Grünen nach, was der Kreis für den Umweltschutz tun müsse. Die Fraktionsmitglieder warfen sich den Ball gegenseitig zu und stellten fest, dass das eine gute Frage sei. „Umweltschutz ist der geringste Posten im Haushalt“, sagte schließlich Thomas Nielebock und wies darauf hin, dass er indirekt in vielen Bereichen stecke, etwa in nachhaltigen Umbaumaßnahmen oder in der Müllentsorgung.
Bis 19 Uhr waren die Schülerinnen und Schüler mit den Mitgliedern des Kreistags nach der langen Sitzung im Gespräch. „Die abschließende Fragerunde hat sich gelohnt, in der Sitzung war es zeitweise wirklich zäh ohne die notwendigen Informationen“, lautet das Fazit einer BK-Schülerin draußen vor dem Landratsamt.