Zehn Berufsschüler hatten im Rahmen des Erasmus + Programms der Europäischen Union die Gelegenheit an einem dreiwöchigen Auslandsaufenthalt in Portsmouth, England teilzunehmen. Während des Aufenthalts absolvierten die Teilnehmer einen einwöchigen Sprachkurs, der sie auf das anschließende zweiwöchige Betriebspraktikum vorbereitete. Die Auswahl der Betriebe erfolgt in Zusammenarbeit zwischen der Wilhelm-Schickard-Schule und dem Tellus College in Portsmouth. Die Teilnehmer arbeiteten unter anderem in Second-Hand Geschäften von Non-Profit Organisationen, in einem Kindergarten, im Büro der Sprachschule oder in einem Hotel.
Die Betriebe und auch die Sprachschule bewerteten die Kompetenzen der Auszubildenden sehr positiv, was direkt auf die hohe Qualität der dualen Ausbildung verweist. Sowohl der Abteilungsleiter der Berufsschule Herr Bayer als auch die Projektverantwortliche Frau Fischer bedankten sich für das Engagement der Auszubildenden und die Bereitschaft der Ausbildungsbetriebe dieses Projekt zu unterstützen.
Nach ihrem Aufenthalt berichteten die Teilnehmer von ihren Erfahrungen:
Was hat Sie zur Teilnahme am Erasmus + Auslandsprojekt motiviert?
Jan: Mich hat vor allem die Verbesserung meiner Englischkenntnisse zur Teilnahme am Auslandsprojekt motiviert. Die Chance meine Sprache zu verbessern und gleichzeitig in einem fremden Land zu leben, zu arbeiten und die Kultur kennen zu lernen, hat mich sehr gereizt.
Wie waren Sie untergebracht?
Anja: Während der drei Wochen habe ich bei einer englischen Gastfamilie, bestehend aus Vater, Mutter und achtjährigem Sohn, gewohnt. Viele Gastfamilien in Portsmouth nehmen regelmäßig Schüler oder Studenten auf, weil es ihnen einerseits Freude macht und auch weil es eine zusätzliche Einnahmequelle für sie ist. Ich hatte mein eigenes Zimmer, meinen eigenen Schlüssel zur Wohnung und insgesamt viele Freiheiten. Die Gastfamilie hat sich aber immer sehr gefreut wenn ich mich abends noch zu ihnen ins Wohnzimmer gesetzt habe. Sie haben mich sehr herzlich aufgenommen und wir haben viel miteinander gesprochen. Ich habe ihnen von meinen Erlebnissen des Tages erzählt und sie haben mir Tipps gegeben, was ich in Portsmouth alles unternehmen kann. Die Gastmutter hat sich auch Mühe gegeben, mir möglichst viele typisch englische Mahlzeiten zuzubereiten. Wir haben abends manchmal gemeinsam ferngesehen, ich habe eines ihrer Bücher ausgeliehen und gelesen, einmal waren wir auch gemeinsam in der Kinderkirche. Insgesamt haben wir uns sehr gut verstanden, und ich denke dass die Gastfamilie der beste Ort ist, um die Kultur eines anderen Landes kennen zu lernen.
Wie lief Ihr Arbeitsalltag ab?
Stefanie: Mein Arbeitstag in dem Charity Shop begann morgens um 10:00 Uhr. Der Charity Shop British Heart Foundation liegt am Anfang einer kleinen Shoppingstraße. Der Charity Shop wird nur von Freiwilligen geführt. Es gibt mehrere Aufgaben im Laden zu erledigen. Gespendete Bücher müssen gecheckt werden, ob sie noch zum Verkauf geeignet sind. Die gespendeten Klamotten werden gebügelt und bekommen ein Preisschild. Meine Hauptaufgabe war die Kasse. Möchte ein Kunde/-in zahlen, gebe ich als erstes einen PLU Code ein. Dieser definiert ob es sich um Bücher, Klamotten, Spielzeug, etc. handelt. Dann gebe ich den Preis ein, der auf dem Etikett steht. Meine größte Herausforderung war das Wechselgeld. Es war zu Anfang sehr schwer die verschiedenen Münzen zu unterscheiden. Um 13:00 hatte ich eine einstündige Mittagspause. Ab 14:00 Uhr war nicht mehr so viel los darum konnte ich immer mal wieder Klamotten aufhängen. Um 16:00 Uhr endete mein Arbeitstag.
Anja: Das zweiwöchige Praktikum habe ich einem Hotel der Kette „Premier Inn“ gemacht. Meine Aufgaben waren vielfältig: morgens habe ich das Frühstück als Kellnerin betreut, mittags habe ich am Computer Buchungen vorgenommen oder in der Küche gearbeitet und nachmittags habe ich bei der Hauswirtschaft ausgeholfen. Es hat mir Spaß gemacht mit den Kunden zu sprechen, die oft ihren Urlaub im Hotel verbrachten und dadurch sehr entspannt und gut gelaunt waren. Ich habe jeden Tag mit unterschiedlichem Personal zusammengearbeitet, da im Hotel Schichtdienst ist. Dadurch hatte ich auch viele verschiedene Vorgesetzte, die mir alle unterschiedliche Aufgaben zuteilten. Mir wurde nie langweilig, die Arbeit war sehr vielseitig. Allerdings war es zu Stoßzeiten auch anstrengend, den Überblick zu behalten und ruhig zu bleiben. Es war sehr spannend, einmal dieses Arbeitsumfeld zu erleben, da ich in Deutschland einen Bürojob habe.
Tina: Ich habe mein Praktikum in der Verwaltung der Meridian School of Language absolviert. Der Tag begann für mich immer um 9 Uhr im Büro der Verwaltung, in dem alle Kollegen zusammen sitzen. Alle Kollegen waren sehr nett und herzlich und haben mich gut aufgenommen. Oft habe ich Zertifikate für Sprachschüler erstellt und soweit vorbereitet, dass sie bereit zum Unterschreiben waren. Bei der Zertifikatsübergabe einer tschechischen Schülergruppe habe ich viele Fotos gemacht, die zum Teil auf der Facebookseite der Meridian School gepostet wurden. Außerdem habe Busverbindungen für die kommenden Praktikanten von ihren Gastfamilien zu ihren Arbeitsstellen herausgesucht. Ich musste immer darauf achten, wann der Praktikant bei der Arbeit sein sollte und eine dementsprechende Busverbindung heraussuchen. Diese habe ich dann ausgedruckt und mit Screenshots der Fußwege versehen, damit der Praktikant auch wirklich zu seiner Arbeit findet.Schließlich habe ich noch viele sogenannte „Welcome Packs“ vorbereitet, die jeder Sprachschüler/Praktikant am Beginn seines Aufenthalts erhält. Dieses Pack enthält eine allgemeine Information mit Verhaltenshinweisen und wichtigen Telefonnummer sowie einer Karte von Portsmouth. Die zwei Wochen gingen sehr schnell vorbei und haben mir viel Spaß gemacht. Ich habe mich mit den Leuten dort sehr gut verstanden und viele nette Gespräche geführt. Alle Aufgaben wurden mir sehr gut erklärt und Nachfragen geduldig beantwortet. Ich hatte eine tolle Zeit bei meinem Praktikum.
Welche Erfahrungen nehmen Sie für sich aus dem Auslandsaufenthalt mit?
Jan: Die wichtigste Erfahrung für mich war, dass man offener und mit weniger vorurteilen durch das Leben gehen sollte. Man sollte die Dinge mehr auf sich zukommen lassen und auch mal Wege gehen, die man nicht kennt. Die Zeit in einem fremden Land bringt einem so viel für das weitere Leben. Ich kann nur jedem empfehlen etwas ähnliches zu tun. Ich würde jeder Zeit wieder an solch einem Projekt teilnehmen.