Stufen-Studienfahrt nach Weimar 2024 – nichts für schwache Nerven

Unsere Reise hat Herausforderungen an uns gestellt, mit denen wir nicht gerechnet hatten. Zunächst gelang es uns nicht, rechtzeitig aus Tübingen rauszukommen, obwohl wir alle sehr pünktlich am Bahnhof gewesen waren und sobald wie möglich in den ausgewiesenen Zug eingestiegen sind. Wir fuhren nicht los. Unser Anschlusszug von Stuttgart nach Erfurt aber schon – sodass wir ihn verpassten.
Hier ein kleiner Kommunikationsausschnitt am frühen Morgen des 3. Juni 2024:

Mit Sack und Pack ins Museum, denn wir waren ja spät dran.

Nachdem wir in Weimar angekommen waren, sind wir gleich zu unserem ersten Spot gegangen. Der Besuch des Bauhaus-Museums stand an erster Stelle auf unserem Wochenplan. Das Weimarer Bauhaus wurde 1919 als staatliche Kunstschule von Walter Gropius gegründet und stand für die vollkommen neue Idee, Kunst und Handwerk zusammen zu sehen und zu entwickeln. Es war spannend, einen Einblick in die Arbeit der Künstler*innen zu bekommen und zu erfahren, dass Bauhaus in dem Fall nicht gleich Baumarkt ist. Zwei Künstlerinnen aus Weimar haben uns durch die Ausstellung geführt.

Hier sind wir selber kreativ geworden: Mit einem Blatt Papier ein Adjektiv wie „hell, leicht, beweglich, wild, hüpfend, hoch, offen, eckig, schwer, …“ ausdrücken.

Nach dem Besuch der Ausstellung, sind wir in die Jugendherberge am Poseckschen Garten gelaufen, in der wir den Rest der Woche übernachten sollten. Die Jugendherberge ist recht nah zur Innenstadt, was ein Vorteil war, weil wir so in unserer freien Zeit ganz viele Optionen, Möglichkeiten und Orte hatten, zu denen wir uns bewegen konnten. Als wir ankamen und in die Zimmer eingeteilt wurden, war es erst einmal etwas ungewöhnlich zu sehen, dass sieben Mädchen in einem Zimmer schlafen sollten, aber nachdem jede ihre Sachen ausgepackt und eingeräumt hatte, sah alles schon viel gemütlicher aus.

Unser nächster Tag begann mit einer Stadtrallye. Wir liefen durch ganz Weimar und entdeckten überall Schiller und Goethe. Seien es ihre ehemaligen Häuser, Straßen, die nach ihnen benannt wurden, oder Häuser von Personen, die mit ihnen etwas zu tun hatten. Im Park an der Ilm in Weimar kamen wir schlussendlich wieder alle an.

Park an der Ilm in Weimar, mit Goethes Gartenhaus im Hintergrund …
… und Houda, Mayara und Ekin im Vordergrund – unterwegs bei der Stadtralley.

Danach teilten wir uns in verschiedene Gruppen auf. Die einen schauten sich das Haus der Republik mit Frau Stipp an, ein Museum, welches der Weimarer Republik gewidmet ist, andere gingen in den Calisthenics Park mit Herrn Dierkes, wieder andere schauten sich noch weiter den Park mit Herrn Gebken an und andere gingen mit Frau Kern in die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek, die 1691 gegründet wurde. Der dortige Rokokosaal ist beeindruckend und stimmig gestaltet.

Nur mit entsprechenden Schuhen darf man hier eintreten.
 
W U N D E R S C H Ö N

Schräg gegenüber der jahrhundertealten Herzogin-Bibliothek befindet sich das moderne Studienzentrum Weimars, dass offensichtlich auch sehr einladend wirkte.

Im Haus der Weimarer Republik haben wir einen kleinen Film gesehen, welcher die Geschichte Weimars und den ersten und Zweiten Weltkrieg darstellte. Da Frau Stipp (als Geschichtslehrerin) mit uns dort war, konnte sie unsere Fragen direkt beantworten und unser Wissen auffrischen.

Da wir die ganze Zeit gelaufen waren, waren wir dementsprechend erschöpft und machten uns auf den Weg zurück in die Jugendherberge, um einen entspannten Nachmittag auf unseren Zimmern zu verbringen. Als der Abend anbrach, ging eine Gruppe in die Stadt, um mexikanisch Abendessen zu gehen. Unser Mathelehrer Herr Dierkes hat uns begleitet und wir haben einen coolen Abend mit vielen lustigen Geschichten verbracht. Kurz vor Nachtruhe (gegen 23:30 Uhr) sind wir dann zurückgekehrt. Um den Abend noch etwas cooler zu gestalten, haben wir im Frühstücksraum ein paar Kartenspiele gespielt, welche für viel Unterhaltung und Spaß gesorgt haben. Ich finde immer, dass man sich vor allem bei solchen Abenden untereinander näherkommt, egal wie lange man sich schon kennt oder wie oft man sich in der Schule sieht. Mit den Lehrern ist das ganz ähnlich wie mit den Mitschülern. Man lernt sich besser kennen und unterhält sich mit Personen aus anderen Gruppen.

Am Mittwoch stand der Besuch im KZ-Lager Buchenwald an. Wir hatten uns das ganze bisherige Schuljahr darauf vorbereitet, dennoch war es erschreckend und bestürzend zu sehen. Schon oft wurde in Geschichte über die grauenhaften Taten der Nazis gesprochen, doch so deutlich wie dort sind sie noch nie geworden. Es flossen Tränen und die Stimmung war deutlich bedrückter. Das Krematorium war das wohl erschreckendste Gebäude dort.
„Für mich war das das erste KZ, das ich besucht habe, deswegen wusste ich nicht ganz, was ich erwarten soll. Als wir dort angekommen und durch das Tor ins KZ gelaufen sind, war ich erstmal schockiert, wie groß Buchenwald überhaupt ist. Sobald wir dann durchgelaufen sind, hat sich für mich alles so unecht angefühlt, vor allem als ich in das Krematorium gelaufen bin, spürte man die dicke Luft und Gänsehaut. Nachdem ich diese Erfahrung gemacht habe, denke ich, dass jeder mindestens einmal in seinem Leben ein Konzentrationslager besuchen sollte, weil man vor Ort nochmal etwas ganz anderes spürt, als wenn man Bilder im Schulbuch oder Dokumentationen im Internet sieht. Später haben wir zusammen mit der Klasse nochmal darüber gesprochen, was in meinen Augen sehr wichtig war und auch gutgetan hat, weil man sich so gegenseitig austauschen konnte.“

Auf der Rückfahrt mit dem Bus zählten wir einen Verlust. Aufgrund der Überfüllung des Busses wurde ein Schüler zurückgelassen. Kurz waren alle im Bus gewesen, aber einer musste wieder aussteigen. Dieser fand jedoch wieder sicher zu uns und so konnten wir unseren Besuch mit einer gemeinsamen Gesprächsrunde über das Erlebte abschließen. 

Am letzten Tag besuchten wir die Firma Carl-Zeiss in Jena. Entstanden aus einem erst kleinen Mikroskophersteller ist Zeiss bis heute Weltmarktführer in Optik und Optoelektronik. Durch einen Vortrag und eine Führung durch Teile des Werks erhielten wir interessante Eindrücke von zwei langjährigen Mitarbeitern, die mittlerweile schon in Rente sind, aber sich gerne „echte Zeissianer“ nannten. Die Führung war spannend und gab uns viele Einblicke in das dortige Betriebsleben. Es war interessant zu sehen, wie die Angestellten dort in sehr unterschiedlichen Bereichen arbeiten.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Mensa von Zeiss zogen wir los in die Innenstadt von Jena, andere hörten sich an der Uni-Jena Vorlesungen an. Und schließlich trafen wir uns alle wieder in Weimar.
Am Abend gingen ein paar Schüler und Schülerinnen noch in die Oper „Il Trittico“ von Giacomo Puccini. Das Opernhaus von Weimar war faszinierend und schön gestaltet. Besonders bemerkenswert ist, dass dort die damalige Weimarer Verfassung ausgearbeitet und 1919 vom selben Balkon ausgerufen wurde, auf dem wir dann standen. Somit saßen wir auch auf Plätzen, auf denen wichtige Politiker zuvor saßen. Dort wurde unsere erste Demokratie in Deutschland gegründet.
Die Oper war schön gemacht. Wir hatten tolle Plätze und die Musik, der Gesang und die Schauspielkünste waren noch einmal etwas ganz anderes neben all den anderen Programmpunkten.

Am Freitag haben wir um 7:30 Uhr die Jugendherberge verlassen und sind mit dem Zug von Weimar nach Erfurt gefahren. Dort hatten wir den großen Vorteil, dass wir in einen Zug gestiegen sind, der direkt nach Stuttgart fuhr. Auch wenn die Fahrt lange ging und der Zug hier und da angehalten hat (und wir wieder deutlich verspätet an unserem Zielort Tübingen angekommen sind) ging alles recht schnell, weil man die ganze Zeit beschäftigt war, irgendwelche Spiele zu spielen und sich mit seinen Freunden zu unterhalten.

Als wir dann in Tübingen angekommen sind, hat man sich gefreut wieder Zuhause zu sein, aber irgendwie hat man auch direkt wieder angefangen die coole Zeit in Weimar zu vermissen.

Drei Schlussworte:

„Die Studienfahrt nach Weimar war vielleicht nicht die spektakulärste Studienfahrt, dennoch bot sie viele Highlights, welche mir noch einige Zeit in Erinnerung bleiben werden.“

„Es war eine Zeit, die uns vor dem Abi nochmal zusammengeschweißt hat und uns Zeit gab, einander nochmal neu kennen zu lernen. 
Vielen Dank für die schöne Zeit mit euch und vielen Dank für die Organisation und die Durchführung der Studienfahrt.“

„Es hat wirklich Spaß gemacht und gutgetan. Man konnte viele Erfahrungen sammeln und viele schöne Momente schaffen. Ich bin dankbar dafür, so etwas erlebt zu haben und vor allem Teil einer tollen Klasse zu sein. Ich will mich bei den Lehrern bedanken, die alles organisiert haben und uns eine tolle Studienfahrt ermöglicht haben.“

(aus den Berichten von Jana Falow, Maya Matar und Paul Mayer)