Das THEATERmobildeSPIELE aus Karlsruhe hat am Dienstagnachmittag die Räume 052/053 für die Jahrgangsstufe 2 des Wirtschaftsgymnasiums in einen Theatersaal verwandelt. Und dann zog Julian W. Koenig alias Harry Haller, der „Steppenwolf“, die 45 Schülerinnen und Schüler für 75 Minuten in seinen Bann.
Das Bühnendreieck ganz in weiß ist eigentlich leer, links bilden einige weiße Holzelemente ein Podest. Darauf liegt ein Fell, das sich einige Minuten später zu bewegen beginnt und Geräusche entlässt. Harry Haller zeigt sich von Anfang an als zwiegespaltener Mensch und Wolf. Er knurrt und er spricht, läuft wie in einem Käfig unruhig hin und her. Er knurrt richtig gut.
Im Publikum sitzen alle Kurse der Jahrgangsstufe zwei. Sie kennen den Roman von Hermann Hesse und sind darum konzentriert bei der Sache. Die Schülerinnen und Schüler können dem Geschehen folgen und ihre eigenen Gedanken zum Buch mit der szenischen Umsetzung ins Verhältnis setzen. Es herrscht gebannte Stille.
Neben der Bühne sitzt Jennifer von Olnhausen am Mischpult und spielt die Video- und Klangelemente ein. Julian Koenig spielt ganz allein auf der Bühne. Alle weiteren Figuren der Handlung – ebenfalls von Koenig gespielt und auf jede Kommunikationssituation punktgenau abgestimmt – werden als Videoclips eingeblendet, an der weißen Wand oder über einen Bildschirm, der auf der Bühne häufiger den Standort wechselt. In den unruhigen Phasen Hallers wird einiges hin- und hergetragen und umgeworfen – sinnbildlich für die Neuordnung seines Bewusstseins, seiner Persönlichkeit (?).
Im Anschluss an die Vorstellung nehmen sich von Olnhausen und Koenig noch Zeit für Fragen der Schülerinnen und Schüler. Linus Gaupp fragt, wie Koenig diese unglaublich passende Stimme für den Steppenwolf hervorbringen könne, und Can Acet möchte wissen, ob Julian W. Koenig sich selbst für einen guten Schauspieler halten würde. Aus beiden Fragen spricht deutlich die Faszination und Anerkennung für den 54-jährigen Bühnenkünstler.
Die Jahrgangsstufe 1 darf sich schon freuen. Für sie gibt THEATERmobileSPIELE Anfang Dezember den „Faust“ von Johann Wolfgang von Goethe.
Bei der Vorstellung handelte es sich um eine geschlossene, nicht öffentliche Veranstaltung.