Vielfalt leben – Tag der Kulturen an der WSS

Die ganze Wilhelm-Schickard-Schule, über 900 Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer, feierte am 24. Mai 2017 ihren Tag der Kulturen unter dem Motto „Vielfalt leben“. Die Schule setzt damit zum dritten Mal ein Zeichen für Multikulti im wahrsten Sinne des Wortes, denn Schülerinnen und Schüler aus 38 Nationen lernen zusammen an der kaufmännischen Schule in der Primus-Truber-Straße. In zahlreichen Workshops setzen sich Lernende und Lehrende zu Beginn des Tages mit dieser Thematik auseinander, werden sensibel für die fremde und für die eigene Kultur und für unterschiedliche Lebensläufe. „Ich habe keine Bilder von Sehenswürdigkeiten mitgebracht, weil es keine mehr gibt“, erklärt Noah seinen Mitschülern, als er Kindheitsbilder von sich in seiner Heimat zeigt. Der 18-jährige ist  Auszubildender für Groß- und Außenhandel im ersten Lehrjahr.  Im Alter von 12 Jahren kam er aus Syrien nach Deutschland. Noch stiller wird es im Raum, als er erzählt, dass seine Familie seit Monaten keinen Kontakt mehr zu den Angehörigen in Syrien herstellen kann.

In einer anderen Gruppe erzählt der Abiturient Alexander Diener, wie er die deutsche Kultur erlebt im Vergleich zu seinem Herkunftsland Russland. Er erlebe die Menschen in Russland als freier und lebensfroh, sie seien auch ohne viel Geld eher sorglos. In Deutschland steckten die Menschen seiner Beobachtung nach in Rollen und Zwängen und seien sehr gehetzt, hätten keine Zeit. Seine Mitschülerin Kim Koch sinnt nach, nickt und bestätigt die Einschätzung.

Im Anschluss an die Arbeitsgemeinschaften in kleineren Gruppen präsentieren Schülerinnen und Schüler auf einem Markt der Möglichkeiten stolz und ein bisschen feierlich, was sie von ihrer Kultur mitgebracht haben, was sie ausgesucht haben, von dem sie wissen, dass „die anderen“ es nicht kennen, und an den Ständen tummeln sich Neugierige und Interessierte, lassen sich Henna-Tattoos auf die Hände malen, kosten russische Limonade und versuchen europäische Fragen zu beantworten: „Wie viele Kilometer ist Serbien von Deutschland entfernt? Welche Länder grenzen an Polen? Mit welcher Währung bezahlt man in Serbien?“ Mit zahlreichen Ideen, mit Quizfragen und Puzzlespielen, regen die einzelnen Klassen ihre Schulgemeinschaft zum Grübeln, zum Austausch und zum Wettkampf an.

Das gesellige Ereignis wird gekrönt durch ein internationales Buffet. Draußen vor der Eingangshalle dampft und duftet es aus zwei riesigen Paella-Pfannen. Auf den Tellern begegnen sich Maultaschen und Börek, Kartoffelsalat und Pide, Arancini aus Italien, Weinblätter aus Griechenland, Esterhazykuchen aus Ungarn und Baklava aus dem Iran. Für die Speisen werden Spenden gesammelt, die dem Förderverein der Schule für ein kulturelles Rahmenprogramm im kommenden Schuljahr zugutekommen sollen. Am Ende sind 600 Euro in der Spendenkasse.

Um zwölf Uhr formieren sich Schülerinnen und Schüler einer der vier VABO-Klassen in  Choraufstellung und stimmen das Lied „Behind Blue Eyes“ von The Who an. Und sie drücken damit aus, wie viele Fragen offen sind in ihrem neuen Leben fern der Heimat, wenn sie singen: „No one knows what it’s like to feel these feelings …“.

Zum Abschluss des Festes werden hunderte roter Luftballons mit Helium gefüllt und mit Botschaften für Toleranz versehen in den Himmel entlassen.

„Wir haben heute zusammen gefeiert, gesungen und geredet. Dieser fröhliche Tag ist ein wesentlicher Beitrag für unsere intellektuelle und kulturelle Bildung.“ Sichtlich zufrieden beschließt der Schulleiter Joachim Maurer den Tag der Kulturen mit diesen Worten und betont dabei die Bedeutung der Schulen für ein Zusammenwachsen der unterschiedlichen Menschen aus verschiedenen Ländern, Kulturen und Traditionen.

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